Asanas und Meditationen um Vata auszugleichen
Herbst ist Vata Zeit – wenn das Wetter draussen rauher wird steigt das Vata Dosha an. Der kalte Wind lässt uns manchmal unruhig werden, wir sind nervös, angespannt, leiden vielleicht unter Verstopfung und unsere Haut wird trocken und rauh. Das sind alles Anzeichen eines aus dem Gleichgewicht geratenen Vatas.
Um Vata wieder in Einklang zu bringen emfiehlt es sich auch die Yoga Praxis an die Jahreszeit anzupassen. Zum Beispiel dadurch dass die Praxis langsamer wird. Ruhig, stabil, zentriert, geerdet und fließend sind die passenden Schlagwörter. Der Schwerpunkt sollte auf einer wärmenden, fokusierenden und erdenden Praxis liegen. Ein sanftes Ujjayi hilft auf mehrere Arten. Da es eine sehr langsame und tiefe Atmung ist und durch das verlangsamte Ausströmen der Atmung das Zwechfell länger aktiv bleiben muss, was zu einer kraftvollen Bauchatmung führt wird Agni (Verdauungsfeuer) angeregt. Die Atmung wird insgesamt tiefer, nicht nur nach unten, sondern auch nach oben bis in die Lungenspitzen. Durch den Reibelaut in der Stimmritze werden auch die Atemwege gereinigt. Die Hata Yoga Pratipika empfiehlt dieses Pranayama auch zur Verminderung von Kapha und bei jeglichen Erkrankungen der Kehle. Es sollte immer sanft geübt werden, das heisst, der Laut sollte eignetlich nur so laut sein, dass er von der übenden Person selbst wahrgenommen wird. Ein zu starkes Ujjayi erhöht Vata.
Vata sitzt Hauptsächlich im Beckenraum, daher sind alle Asanas die die Muskeln dieser Region dehnen empfehlenswert.
Vorwärtsbeugen wie Uttanasana und Pashimottanasana wirken beruhigend auf das Nervensystem (das auch Vata unterliegt) und wärmen die Bauchorgane. Es können gerne Variationen geübt werden. Das Üben soll freudig und entspannt sein. Es ist ratsam die Asanas etwas länger als sonst zu halten, vielleicht 20-25 Sekunden pro Asana. Es ist gut darauf zu achten, daß der Atem langsam, ruhig und stetig fließt.
Liegende Rückwärtsbeugen wie Kobra oder Dhanurasanda stabilieren und wärmen den unteren Rücken. Kreuzschmerzen können eine Vata Störung anzeigen, da der Sitz gleich gegenüber im unteren Bauchraum ist. Daher wird bei Kreuzschmerzen auch der Bauch mitmassiert. Bei liegenden Rückwärtsbeugen wird Druck auf den Bauch ausgeübt was wiederum Agni stimulierend ist. Ein starkes Agni ist wichtig alle Doshas. Im Ayurveda gilt nicht du bist was du isst – sondern du bist was du verdaust. Daher ist die Verdauung ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Teil der Ayurvedalehre.
Stehende Asanas wie Virabhadrasana 2 and Vrksasana helfen zu erden und geben Kraft und Stabilität. Sanfte Drehungen befreien Vata dass sich im Nervensystem angesammelt hat. Der Fokus dabei sollte immer auf der Atmung liegen und sanft gedreht werden, die Drehung sollte aber lange genug gehalten werden um einen Vata reduzierenden Effekt zu erziehlen.
Pranayama wir Ujjayi, Shodana Pranayama, Anuloma Viloma oder Brahmari helfen unsere Gedanken zu beruhigen, die Nerven zu stärken, die Atmung zu vertiefen und Vata damit zu beschwichtigen.
Shavasana sollte für mindestens 15 min geübt werden um die Ruhe und Ausgeglichenheit zu integrieren.
Mediationen sollten strukturiert, fokusiert und erdend sein. Probiere doch mal So Hum aus. Sitze in einer angenehmen Sitzhaltung, schließe die Augen und fokussiere innerlich auf das dritte Auge. Beim Einatmen rezitiere innerlich „So“ und beim Ausatmen „Hum“. Die Bedeutung dieses Mantras ist: „Er ist ich “ bzw. „ich bin er“ und symbolisiert die Einheit des Absoluten mit der indivuidual Seele.
Ich mag besonders die Kirtan Kryia aus dem Kundalini Yoga:
Sitze in einer einfachen Sitzhaltung. Die Mantras SA TA NA MA werden rezietiert, dabei wird bei SA Daumen und Zeigefinger zusammengeführt, bei TA Daumen und Mitterlfinger, bei NA Daumen und Ringfinger und bei MA Daumen und kliener Finger. SA steht für die Geburt, TA das Leben, Na den Tod und MA die Wiedergeburt so wird der Kreislauf der Schöpfung symbolisiert. Die Augen sind geschlossen. Stell dir vor, wie der Klang durch deinen Scheitel bis zur Mitte deines Kopfes strömt und vorn durch dein drittes Auge wieder hinausströmt. Stelle es dir vor, wie ein „L“, bei der die Konsonanten S, T, N und M jeweils an deinem Scheitelpunkt vibrieren. Den Klang „A“ lässt du am dritten Auge vibrieren und läßt ihn wieder aus deinem Kopf hinausströmen.
Chante nun 2 Minuten laut, dass 2 minuten flüsternd, 3 minuten innerlich, wieder 2 minuten flüsternd und 2 min laut. Somit erhälst du einen Zyklus von 11 Minuten. Du kannst aber gerne bis zu 31 Minuten üben: 5 minuten laut, 5 minuten flüsternd 10 min innerlich, 5 minuten flüsternd und 5 minuten laut- 1 minute 3 mal lange ein und ausatmen.
Yogi Bahjan, der Kundalini Yoga in den Westen brachte sagte:“ wenn alle Überlieferungen und Lehren aus dem Kundalini verloren gingen – die Kirtan Kriya alleine würde genügen um ein glückliches, erfülltes Leben zu führen.“ Diese Meditation hilft sich von karmische Verstrickungen zu lösen, seine Bestimmung im Leben zu finden, alte, träge Gewohnheiten abzulegen und neue Gewohnheiten zu integrieren. Die Kirtan Kriya soll mindestens 40 Tage geübt werden.
Wer 40 Tage übt, erlangt neue Fähigkeiten. Wer 90 Tage übt, manifestiert diese neuen Fähigkeiten und verankert sie im Bewusstsein. Wer 1000 Tage übt, der meistert seine neuen Fähigkeiten.
Viel Spaß beim Üben!